Wer wir sind
Eine überregionale Selbsthilfegruppe in der DMSG
Freiheit auf drei Rädern – dieses Motto wird in unserer MS-Selbsthilfegruppe radfahrlust© im wahrsten Sinne der Worte gelebt. Wir sind eine lose Gruppe von Menschen mit Multiple Sklerose (MS) oder anderen Handicaps, die sich zu jeder Tour neu bildet. Wir wollen
- über das Radfahren wieder Spaß an der Bewegung erleben
- dadurch Selbstbestimmung und Eigenständigkeit zurückerlangen
- und gleichzeitig ein Zeichen für Inklusion und Integration setzen
Einmal im Jahr treffen sich Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet zu einer Spezialrad-Tour und sind sieben Tage lang auf Liegedreirädern unterwegs – jeden Tag zu einem anderen Ziel. Nicht-Betroffene unterstützen uns dabei – sie stellen die Leihräder auf jeden Einzelnen ein und sichern auf der Fahrt unseres rund 200 m langen Konvois die Querstraßen ab. Sogar ein Behindertenbus fährt parallel mit, falls jemandem die Puste ausgeht.
MS-Betroffene radeln bei uns Seite an Seite mit Nicht-Betroffenen, Familienmitgliedern und Freunden.
EINE TYPISCHE TOUREN-WOCHE
ÜBERNACHTET …
… wird auf Luft- und Feldbetten in einem barrierearmen zentralen Gemeinschaftsquartier. Von dort brechen wir täglich zu geführten Radtouren auf, die in der Regel 20 bis 40 Kilometer lang sind.
DER ERSTE TAG …
… ist dem Zuteilen und Anpassen der Räder gewidmet. Und was nicht auf Anhieb passt, wird von unserem mitreisenden Technik-Team passend gemacht: mit Zubehör wie Wadenhalter, Armauflage, Kopfstütze oder Aufstehhilfe. Damit sich die Teilnehmer mit eigenem, fertig eingerichtetem Rad nicht langweilen, wird parallel eine erste Tagestour angeboten.
Am Nächsten Tag, …
… wenn dann alles sitzt und jeder drei Räder unter sich hat, unternehmen wir unsere erste Tour mit der gesamten Gruppe. Dabei richten wir uns nach dem Tempo des langsamsten Fahrers. Es ist noch niemand auf der Strecke geblieben!
AUF VIER WEITEREN TAGESTRIPS …
… steigern wir stetig unsere Tagesform. Mal radeln wir durch Wald und Flur, mal verschlägt es uns in kulturell reizvolle Städtchen. Hier und da werden wir von unseren Schirmherren, von Bürgermeistern oder anderen politischen Größen empfangen.
Für unseren bunten Konvoi aus rund fünfzig Fahrrädern ist eine Streckenabsicherung unerlässlich. Das übernehmen die Angehörigen, Freunde oder freiwilligen Helfer, die sich von Herzen gern für die Gruppe engagieren. Die erfahrenen Tourbegleiter im Rothemd halten die Einmündungen und Kreuzungen frei. Bei Stadtfahrten erhalten wir meist zusätzlichen Geleitschutz durch die örtliche Polizei.
IM QUARTIER …
… werden nach dem Abendessen Filme geschaut oder erste selbst geknipste Fotos an die Wand geworfen. Besonders freuen wir uns, wenn örtliche Sport-, Musikoder Karnevalsvereine die Gelegenheit ergreifen, uns etwas von ihrer Kunst vorzuführen. Und wer mag, darf sich auch mal in ein Liegerad setzen … Begegnung pur!
Neugierig geworden?
FIT ODER NICHT FIT – JEDER KANN MIT!
Das Schöne an der radfahrlust© ist: Alle können ganz entspannt mitradeln – egal wie fit und erfahren sie sind. Viele radfahrlust©-Teilnehmer steigen nach Jahren zum ersten Mal wieder auf ein Rad. Manche haben anfangs Bedenken und trauen sich das Tagespensum nicht zu. Doch hinterher sind die meisten erstaunt und begeistert darüber, was sie geschafft haben!
Wir fahren in einer moderaten Geschwindigkeit und machen regelmäßig Pausen. Viele Leihräder verfügen über einen Elektromotor. Andere Modelle lassen sich kettenförmig aneinander koppeln: Vorderrad raus und an den Vordermann angehängt – weiter geht’s mit vereinten Kräften (siehe Foto oben). Und wenn all das nichts hilft, bleibt immer noch der parallel mitfahrende DMSG-Behindertenbus, in den Erschöpfte bei Bedarf einfach umsteigen können.
Mithilfe der radfahrlust© habe ich meine Angst überwunden, meine zugeschüttete Lust aufs Radfahren wiederentdeckt, und neue Freunde habe ich ganz nebenbei auch noch gefunden.
Heike J.